Die Kapelle in Dreiheiligen

Patrozinium: Hl. Wendelin am 20. Oktober

Wer von Westen kommend nach Heimenkirch fährt, oder wer Heimenkirch in Richtung Kempten fahrend verlässt, dem fällt von Weitem die stattliche Kapelle in Dreiheiligen auf, einem der 20 Ortsteile Heimenkirchs. Ihre Entstehung liegt im ausgehenden 15. Jh. Eine erste urkundliche Erwähnung datiert vom 9.4.1485. Im frühen 18. Jh. wurde sie nach Westen verlängert, den Turmhelm bekam sie im 18./19. Jh. Die einfachen Steinaltäre stammen noch aus der Gründerzeit, wurden aber im 19. Jh. durch einen Holzüberbau verdeckt. Eine wechselvolle Geschichte hat das Hochaltarbild „Steinigung des hl. Stephanus“ hinter sich. Gemalt hat es Johann Christian Schedel 1599. Nach der vollständigen Plünderung der Kapelle am 11. Juni 1795 wurde das Bild nach Weiler verschleppt, 1883 von Herrn Kohler aus Auers ersteigert und später an den Tabakfabrikanten Dornach in Weiler verkauft. Schließlich gelangte es in Heimatmuseum Weiler. Von dort wurde es am 28. Oktober 2006, dem Fest der Apostel Simon und Judas Thaddäus, in feierlicher Prozession nach Dreiheiligen zurückgeleitet, allerdings nicht mehr im Hochaltar, sondern über dem Sakristei-Eingang angebracht. Das jetzige Hochaltarbild von 1857 zeigte ebenfalls den hl. Erzmärtyrer Stephanus im Gewand eines Diakons. eine bemerkenswerte Arbeit ist der spätgotische Wandschrein aus der Zeit um 1480/90 mit einem Holzrelief der drei Heiligen Wendelin, Martin und Rochus (ursprünglich als Sebastian bezeichnet).
Für den Namen „Dreiheiligen“ ist allerdings noch ein anderer Ursprung denkbar: Die Legende der sogenannten „Drei elenden Heiligen“. Seit dem 12. Jh. lässt sich in dem kleinen Weiler Griesstetten nahe Nietfurt im unteren Altmühltal die Wallfahrt zu den „Drei Elenden Heiligen“ nachweisen; „elend“ wird hier verwendet im Sinne von „ausländisch, aus der Fremde kommend“. Um 1140 ließen sich hier zwei iroschottische Benediktinermönche, der Priester Zimius und der Laienbruder Vimius, nieder und gründeten eine Einsiedelei, zu der später als dritter Einsiedler der Prior ihres Klosters St. Jakob in Regensburg, Pater Marius, hinzukam. Zahlreiche Menschen fanden bei ihnen in ihren unterschiedlichsten Anliegen Hilfe. Als Pater Marius 1153 gestorben war, entwickelte sich sein Grab in Kürze zu einer Wallfahrtsstätte für die Bewohner der Umgebung. Seine beiden Mitbürger verschieden ein Jahr später. Alle drei fanden schließlich ihre Ruhestätte in einer eigens dafür errichtete Kapelle. Für diese „Drei elenden Heiligen“ als Namensgeber unseres Ortsteils und seiner Kapelle spricht, dass die Bewohner der Pfarrei Röthenbach 1584 in Anbetracht der tobenden Pest das Gelübde ablegten, alljährlich am Tag nach Sebastian (21. Januar) zu den „Elenden Heiligen“ zu wallfahren.
Die Reliquien von drei weiteren sogenannten „elenden Heiligen“ werden in Etting bei Ingolstadt aufbewahrt. Sie tragen die Namen Argus, Herenäus und Quartanus. Im Turm der Kapelle hängt die älteste Glocke des Landkreises Lindau. Neben dem Eingang findet sich auf der rechten Seite eine Inschrift mit der Nennung der sieben im Freiheitskampf bei Wangen gefallenen Vorarlberger. Ein Wintergewitter mit Blitzeinschlag hatte am 20. November 1883 erheblichen Schaden angerichtet. Eine Haussammlung in den umliegenden Gemeinden ermöglichte 1884 die Finanzierung eines neuen Dachstuhles, neuer Betstühle, neuer Kreuzwegstationen (aus Osterschwang) und neuer Altäre, die der Kunstschreiner Josef Stapelmann aus Ellhofen fertigte. Der Pfarrer selbst stiftete den neuen Hochaltar. Vom Restgeld konnte dann noch der westliche Anbau erstellt werden. Regelmäßige Gottesdienste und Andachten finden in dieser Kapelle statt, aber auch Trauungen oder Goldene Hochzeiten werden gerne in ihr gefeiert.