Literatur:
Adam Horn und Werner Meyer,
Die Kunstdenkmäler von Schwaben, 1954;
Ludwig Dorn,
Die Wallfahrt zur Seligen Richildis, o. J.; und
Die Pfarrer von Wohmbrechts im Allgäu, 1968
Die Kirche in Wohmbrechts
Patronzinium: St. Georg am 23. April
Wer sich ohne Vorkenntnisse zum ersten Mal der Kirche in Wohmbrechts nähert, tut sich schwer, die Stilrichtung des Gotteshauses einzuschätzen. Der Grund liegt darin, dass sich die einzelnen Bau- und Ausstattungselemente über viele Jahrhunderte verteilen.
Der untere Teil des Turms dürfte aus der Ritterzeit stammen. Vermutlich geht er auf einen Burgturm zurück. Das oberste Geschoss ist Ende des 18. Jahrhunderts hochgemauert worden. Kirchenschiff, Chor und Sakristei wurden 1952 neu errichtet. Der Architekt Josef Marmon aus Lindau hatte die Auflage vom Denkmalamt, zu Turm und Dorf eine passende Kirche mit einer vorgeschriebenen Größe zu entwerfen. Das bisherige Kirchenschiff an der gleichen Stelle war zu klein. Schon Jahrzehnte zuvor hatte die Pfarrgemeinde einen Neubau geplant. Doch erst das starke Bevölkerungswachstum Mitte des letzten Jahrhunderts brachte trotz der schwierigen Lage hinsichtlich der Baumaterialien den Durchbruch.
Pfarrer Hermann Rädler setzte mit dem Neubau einige Akzente. So ist die Kirche weitgehend mit Material aus der näheren Umgebung erbaut bzw. ausgestattet worden. Bis zur Innenrenovierung 1993 herrschten schlichte Naturtöne vor.
Die Innengestaltung ist von einer theologischen und liturgischen Neubesinnung nach dem 2. Weltkrieg geprägt. Alles ist auf das Kreuz ausgerichtet, das sich über ein großes, rundes Fenster hinzieht. Der Korpus zeigt Jesus Christus, den König, nicht den leidenden (Werkstatt Franz Marmon, Sigmaringen). Der Glanz des göttlichen Vaters und der Hl. Geist umgibt ihn, während Maria und Johannes in Demut und Ehrfurcht auf ihn verweisen. Der Hauptaltar ist bereits 1952 als Tisch von der Wand abgerückt und weist nur einen schlichten Tabernakelaufbau und Aposteldarstellungen auf (Willi Veith, Lindau). Die Flachreliefs aus Kupferblech sind inzwischen vergoldet bzw. versilbert.
Dem Altartisch entsprechend erhielt die Kirche statt Chorschranken Kommuniontische. Diese dienen heute in einer verringerten Höhe als Sitzbänke für die Ministranten.
Den Wänden entlang des Kirchenschiffs zieht sich der Kreuzweg hin. Georg Goldschmid aus Hergatz hatte ihn 1953 grau gestaltet. Nur den hl. Georg und die Mutter Gottes über den Seitenaltären tönte er pastell.
Aus der abgebrochenen Kirche wurden die Gemälde an der Emporenbrüstung übernommen. Diese waren vorher auf zwei Ebenen verteilt (musizierende Engel bei der Orgelempore, die Kirchenväter und die „Vertreibung aus dem Tempel“ darunter; Mitte 18. Jahrhundert). Auch das Taufbecken und die Pietà (Ende 17. Jahrhundert) stammen aus dem Vorgängerbau.
Die mechanische Orgel mit 18 Registern erstellte 1987 Orgelbaumeister Gerhard Schmid in Kaufbeuren.
Die älteste Glocke mit 98 cm Durchmesser wurde im 15. Jahrhundert gegossen. Die übrigen drei Glocken erwarb die Pfarrgemeinde 1959 nach Verlusten im 2. Weltkrieg.
Der Volksaltar und der Ambo kamen nach dem II. Vatikanischen Konzil als neue Elemente 1975 hinzu.
Eine Plastik zeigt die selige Richildis, eine Einsiedlerin, die seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in Wohmbrechts verehrt wird. Leider sind die meisten Unterlagen über ihr Lebens verloren gegangen, genauso wie der Großteil des Grabes. So können wir kaum etwas Gesichertes über diese Selige sagen. Eine Reliquie befindet sich neben dem Beichtstuhl, weitere Gebeine sind unter dem linken Seitenaltar beigesetzt.
1993 wurde die Kirche im Inneren renoviert, dabei versuchte man durch ansprechende Farben der Kirche neue Freundlichkeit und Wärme zu verleihen.